Der Pfau und die Geier

Einst wanderte der Pfau, ein wahrhaft eitles Tier, durch den Wald. Hier und da schlug er ein Rad, um den Meisen, den Finken, den Lärchen und allen anderen Vögeln zu imponieren. Zwei Geier, die auf einem Baum hockten, beobachteten das Treiben. Erhobenen Hauptes schritt der Pfau auf sie zu und präsentierte ihnen, extra lange, sein blau und grün schimmerndes Gefieder. Hochmütig sprach er zu ihnen: "Ihr müsst wohl Vögel der Trauer sein, eurem grauen Gefieder nach zu urteilen. Wohl schmachtend blicken eure Augen auf mein Gefieder. Aber trauert nicht, denn solange ihr bei mir steht, seid ihr den anderen Vögeln wohlgesonnen. Also folgt ihnen und preist meine Vollkommenheit an. "Die Geier aber blickten sich an und sagten: "Dich anzupreisen sind wir nicht hier, aber gewähre uns den Wunsch ein paar Federn von dir zu bekommen". "Ha, ihr bedauerungswürdigen Gesellen. Seid ihr der Meinung, der Glanz meiner Federn würde euch Schönheit verleihen?! Oh nein, nicht eine Feder geb' ich euch!" .

Daraufhin flogen die Geier auf den langsamen Pfau zu und rupften ihm die Federn aus. Seit diesem Augenblick wird der hässliche Pfau ohne Federn und Glanz von allen Vögeln verachtet. So merkt euch, ihr Hochmütigen, selbst der größte Reichtum verblasst einmal.

(Lisa de Groote)


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